So richtete sich ein Paar seine Altbauwohnung in München-Schwabing mit Kleinanzeigen-Fundstücken ein

Für #thirtysomething haben wir Danielle Grosch-Ruppersberg und ihren Mann Jonas Ruppersberg in ihrer Schwabinger Altbauwohnung getroffen.
So richtete sich ein Paar seine Altbauwohnung in MünchenSchwabing mit KleinanzeigenFundstücken ein
Constantin Mirbach

Zu Besuch in der Altbauwohnung in München-Schwabing von Danielle Grosch-Ruppersberg und Jonas Ruppersberg.

„Ich möchte zeigen, dass man auch mit gebrauchten Möbeln eine schöne und stilvolle Wohnung gestalten kann“, findet Danielle Grosch-Ruppersberg. Gemeinsam mit ihrem Mann Jonas Ruppersberg lebt sie seit einem Jahr in einer Schwabinger Altbauwohnung mit Blick auf das Nordbad. Danielle ist Senior Creative Designerin, zog mit zwölf Jahren mit ihrer Mutter von Brasilien nach München und ist seither der Stadt treu geblieben. Ihr Mann Jonas, oder von Danielle auch liebevoll Jon genannt, arbeitet im Vertrieb und Marketing einer norwegischen Outdoorbrand, nennt sich selbst „ein Kind der Berge“ und ist gebürtiger Münchner. Das Steckenpferd des Paars? Das Erstehen von Designklassikern und Einzelstücken auf Kleinanzeigen oder dem Flohmarkt. Von dort haben sie nahezu jedes Möbelstück, das in ihrer Wohnung steht. Wir haben mit den beiden über den Münchner Wohnungsmarkt, die richtige Strategie auf Kleinanzeigen und wie man als Paar für ein gelungenes Interior zusammenarbeitet, gesprochen.

Danielle GroschRuppersberg und Jonas Ruppersberg in ihrer Altbauwohnung in MünchenSchwabing

Zweiergespann: Danielle und Jonas in ihrem Schlafzimmer. „Ich bin immer noch froh, dass wir die Schränke in dem gleichen Farbton wie die Wand gestrichen haben.“

Constantin Mirbach

#thirtysomething: Zu Besuch bei Danielle Grosch-Ruppersberg und Jonas Ruppersberg in ihrer Altbauwohnung in München-Schwabing

Danielle, Jonas, ihr wohnt erst seit einem Jahr in dieser Wohnung, wo habt ihr vorher gewohnt?

Danielle: Unsere letzte Wohnung fand sich nur vier Straßen weiter am Josephsplatz, und das Apartment davor war auch in der Nähe.

Ihr habt also immer in Schwabing oder in der Maxvorstadt gewohnt – musste die neue Wohnung auch unbedingt in einem der Viertel sein?

Danielle: Für mich schon. Hier kenne ich einfach alles. Ich habe um die Ecke meinen Blumenladen, meine Ärztin usw. Ich wollte irgendwie nicht hier weg. An der Isar ist es zwar auch schön, aber wenn man sich einmal an ein Viertel gewöhnt …

Jonas: Schwabing bietet einfach eine gute Mischung. Und die Umzüge waren dadurch, dass wir immer nur innerhalb des Viertels umgezogen sind, auch immer sehr entspannt und ausgesprochen günstig. Wir haben uns einen Miles-Transporter gebucht und höchstens 30 Euro gezahlt, weil man quasi kaum einen Kilometer fährt. Dann hat noch jede:r was in die Hand genommen, und schon war der Umzug erledigt.

Der Münchner Wohnungsmarkt ist herausfordernd, wie habt ihr eure Wohnung gefunden?

Jonas: Wir hatten unverschämtes Glück. Das gilt für unsere letzten beiden Wohnungen. Wir hatten davor eine Zweizimmerwohnung, die wir durch einen Aushang im Biomarkt ausfindig gemacht und sofort bekommen haben. Dort mussten wir allerdings nach zwei Jahren wegen Eigenbedarf wieder ausziehen.

Danielle: Dann habe ich erst mal geweint, ich wollte einfach nicht dort ausziehen.

Jonas: Innerhalb von zehn Tagen, das ist für Münchner Verhältnisse ein sehr kurzer Zeitraum, haben wir eine neue Wohnung gefunden. Einfach über Immobilien Scout. Das war unsere erste Besichtigung, zu der wir noch dazu als Nachzügler eingeladen wurden.

Das ging schnell …

Jonas: Ja, wir haben uns auch gefragt, ob wir etwas verpassen, wenn wir der Wohnung zusagen, oder ob wir noch länger suchen sollten.

Warum habt ihr euch dann doch für genau diese Wohnung entschieden?

Danielle: Die Bilder sahen bei Immobilien Scout wirklich nicht schön aus, sie waren total verpixelt, und wir haben erst gezögert, ob wir uns die Wohnung überhaupt anschauen. Aber dann dachte ich mir: „Doch, die hat Potenzial.“ Bei der Besichtigung erging es uns dann ganz ähnlich. Die Wohnung ist nicht perfekt, doch uns wurde von unserem Vermieter die Möglichkeit geboten, die Wohnung so anzupassen, dass sie für uns passt.

Jonas: Danielle hat einfach ein Auge für Dinge, die andere nicht sehen. Das Bad fanden viele bei der Besichtigung bestimmt ganz furchtbar, aber für sie war es großartig. Ich bin auch manchmal überrascht, aber ich vertraue ihr da total.

Danielle: Gut, dass das hier festgehalten wird (lacht).

Teamwork! So arbeitete das Paar für das Interior zusammen

Wie arbeitet man als Paar für die Einrichtung einer Wohnung zusammen?

Jonas: Den Großteil der Gestaltung hat Danielle zu verantworten. Aber wir ergänzen uns ganz gut, weil wir den gleichen Geschmack haben. Aber ich bin schon eher der umsetzende Part …

Danielle: Er ist der Bauleiter.

Jonas: Wenn es darum geht, Möbel auf Kleinanzeigen oder Flohmärkten zu finden, dann macht das Danielle. Ich bin dann der, der für die Stromanschlüsse zuständig ist.

Wie hat sich euer Geschmack entwickelt?

Danielle: Wir sind da immer mehr zusammengewachsen. Zu Beginn ist er in meine damalige WG gezogen. Dort hatten wir also dann ein freies Gestaltungszimmer. Das hat ganz gut funktioniert, und dann sind wir quasi mit jedem Umzug erwachsener geworden. Während der Pandemie, als wir nicht mehr so viel Geld für Reisen ausgegeben haben, haben wir mehr in unsere Wohnung investiert. Davon profitieren wir heute noch. Mit jeder Wohnung haben wir also etwas dazugelernt, und dieses Apartment ist jetzt das Ergebnis davon.

Was habt ihr alles an der Wohnung verändert?

Danielle: Wir haben uns zunächst die Türen angeschaut und teilweise neu gestrichen, dann haben wir den Boden in der Küche und auf dem Balkon neu verlegt, Stuck angebracht und gestrichen. Das Aufwendigste war aber dann die Küche …

Wo habt ihr die Küche gekauft?

Danielle: Ich wollte unbedingt eine Gastro-Küche. Dafür haben wir zunächst auf Kleinanzeigen geschaut, das war dann aber doch zu kompliziert, weil wir ganz spezielle Maße brauchten. Dann haben wir einen Teil anfertigen lassen und einen anderen fertig gekauft.

Deshalb sollte man Möbel nur gebraucht kaufen

Kauft ihr ansonsten viel gebraucht?

Danielle: Wenn es geht, fast nur! Wir erstehen fast alles auf Kleinanzeigen, Flohmärkten, kaufen B-Ware oder Ausstellungsstücke. Oft bringen wir aber auch Objekte von unseren Reisen mit.

Jonas: Bevor wir etwas kaufen, schauen wir, ob es auch gebraucht zu finden ist.

Danielle: Und wenn nicht, überlegen wir uns, ob wir das Stück dann ernsthaft brauchen.

Wie geht ihr bei der Suche von gebrauchten Möbeln vor? Habt ihr schon eine Vorstellung im Kopf oder ist es Zufall?

Danielle: Es kommt darauf an, manchmal ist es Zufall, teilweise habe ich aber auch schon bestimmte Stücke im Kopf, von denen ich meine, dass sie in eine bestimmte Ecke der Wohnung passen. Den Space-Age-Sessel im Flur hatte ich beispielsweise gar nicht auf dem Schirm. Nach den Stühlen von Bruno Rey in der Küche habe ich aber ganz explizit gesucht.

Jonas: Wenn ich einen bestimmten Designklassiker im Kopf habe, schaue ich immer erst einmal auf Kleinanzeigen, und meistens werde ich fündig. Die Qualität variiert manchmal, und teilweise passt der Ort nicht …

Danielle: … aber wir verbinden unsere Kleinanzeigen-Käufe auch häufig mit einem kleinen Städtetrip.

Was spricht gegen die Entscheidung, ein Möbelstück neu zu kaufen?

Danielle: Es ist eine Mischung aus Kostengründen und Nachhaltigkeit. Und warum soll man etwas neu kaufen, wenn es schon existiert?

Jon: Wir verkaufen die Sachen dann teilweise auch wieder weiter, weil sie einfach nicht mehr zu unserem Einrichtungsstil passen, das ist ja auch ein schöner Zyklus. Aber das geht nur, wenn man hochwertige Produkte kauft.

Was kauft ihr dann neu?

Danielle: Leuchten, die findet man auf Kleinanzeigen zwar schon, aber häufig sind sie zu alt.

Nach welchem Objekt haltet ihr gerade Ausschau?

Danielle: Nach einer Akari-Leuchte.

Jonas: Wir sind gerade auf der Suche nach einem Schlafsofa und einem Schrank für das aktuell noch fast leer stehende Büro/Gästezimmer.

Verändert ihr schnell Dinge in eurer Wohnung?

Danielle: Ja, wenn ich etwas im Kopf habe, dann möchte ich das sofort umsetzen, und dann tue ich auch alles dafür.

Woher kommt dieser Impuls?

Danielle: Ich glaube, es ist Ehrgeiz oder crazyness. Aber ich bin schon jemand, der gerne Dinge sofort angeht. Aber es kann auch schon mal sein, dass wir, wie für das Gästezimmer, etwas länger brauchen – aber das nervt mich dann auch.

Ihr reist ja auch sehr viel – nehmt ihr von den Trips immer Dinge für euer Zuhause mit?

Jonas: Wir nehmen eigentlich immer etwas mit. Wir schauen uns aber auch viel von unseren Unterkünften ab.

Danielle: Ich fotografiere ja sehr gerne. Die Reisefotos schmücken viele unserer Wände. Aber ansonsten nehmen wir auch mal einen Teppich oder Geschirr mit.

Eine etwas kitschige Frage, aber was bedeutet für euch Zuhause überhaupt?

Danielle: Für mich bedeutet es, bei Jonas zu sein. Ich könnte von heute auf morgen woanders wohnen, klar habe ich meine Sachen, die ich liebe, aber es ist immer an die Person geknüpft.

Jonas: Das möchte ich nicht verklären.

Meint ihr, es zieht euch irgendwann woanders hin?

Danielle: Ja definitiv, ich bin mir sehr sicher, dass ich in ein paar Jahren zurück nach Brasilien ziehen möchte.

Jonas: Ich bin für alles offen, wohin wir zusammen hingehen können.

Danielle: Wir hatten auch das Thema, ob man eine Wohnung kaufen sollte oder nicht. Das ist in München aber einfach sehr schwierig. Aber so ist man auch nicht an München gebunden. Das verschafft uns eine große Freiheit. Und da wir Kleinanzeigen-Profis sind, können wir auch schnell unsere Sachen wieder verkaufen oder eben einlagern. Davor habe ich absolut keine Angst.

Wohnzimmer mit blauen Wänden in einem Altbau in München

Das Bild über dem Sofa von Maisons du Monde, das sie auf Kleinanzeigen erstanden, malte Danielle selbst. Der Couchtisch ist von BoConcept (ein ehemaliges Ausstellungsstück), die Vase darauf kaufte sie auf dem Flohmarkt.

Constantin Mirbach
Vase mit Mimosen und Bücher auf einer Bank

„Ich sitze gerne an einem Sonntag auf dem Sofa und blättere in meinen Büchern und Magazinen, die sich überall im Wohnzimmer verteilen“, erzählt Danielle. Hier eine Auswahl an Lieblingsbüchern, die sie auf einer Holzbank, eine Arbeit von ihrem Mann Jonas, drapierte. Die Vase stammt von Salon c.o.

Constantin Mirbach
Regal mit einem braunen Sessel

Gekonnter Bruch: Vor den Lastenregalen aus Chrom und Glas platzierte Danielle den Vintage-„Relaxer 2“ aus Leder und Teak von Verner Panton und die Vintage Hustadt-Leuchte, die sie im Antikmarkt München entdeckte.

Constantin Mirbach
Skulpturen aus Terrakotta und Bücher in einem Regal

Die mit Perlen beklebten Köpfe aus Terrakotta sind Vintage und ein Urlaubsmitbringsel aus Marrakesch.

Constantin Mirbach
Schlafzimmer mit Kommode

Kleinanzeigen-Fundstücke: Das Vintage-Sideboard sowie das Bett von Karup Design fand das Paar auf eben dieser Online-Plattform. Die „Spiral“-Leuchte von Ingo Maurer ist ebenfalls Vintage – „die würde ich auf jeden Fall als erstes mitnehmen, wenn es mal brennen sollte“, erzählt Danielle.

Constantin Mirbach
Schlafzimmer mit blauen Wänden

Schlafen auf Japanisch: Um das Bett legte das Paar Tatamimatten, der Hocker aus Kiefernholz ist von Zara Home (gekauft auf Kleinanzeigen).

Constantin Mirbach
Küche aus Edelstahl mit einer Sitzgruppe

Die Gastro-Küche ist fast das einzige Objekt, das das Duo neu kaufte. Der Herd von Smeg (auf Kleinanzeigen gefunden) ist das Lieblingsteil der Wohnung von Jonas.

Constantin Mirbach
Küche mit Sitzgruppe

Im Detail: Der ovale Esstisch mit Marmorplatte wird von zwei Stühlen von Bruno Rey und einem Thonet-Bugholzstuhl umringt und beleuchtet von der „Hanging Lamp N2“ von Valerie Objects.

Constantin Mirbach
Teekanne und Blumen auf einem Marmortisch

Teekanne: Salon c.o. (Vintage).

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RetroKühlschrank mit Postkarten

Kühlschrank von Exquisit in Magnolienweiß – „Kühlschränke würde ich immer neu kaufen“, rät Danielle.

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Servierwagen mit Geschirr und Siebträgermaschine

Das Geschirr des Paars ist eine Sammlung von Mitbringseln aus Tokio, Ibiza und São Paulo.

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USM Haller Regal

Sideboard von USM Haller im Flur.

Constantin Mirbach
Badezimmer mit Badewanne und Pflanzen

„Das Bad ist fast mein Lieblingsraum, hier fühlt es sich so an, als wäre ich in Brasilien“, findet Danielle.

Constantin Mirbach
Details in einem Badezimmer in München

Verspielt: Silberschale von Out of Fuse Berlin. Schmuck: Saskia Diez.

Constantin Mirbach
Moodboard

Die Moodboards erstellt Danielle für ihre freiberufliche Arbeit als Senior Creative Designerin.

Constantin Mirbach
SpaceAgeDrehsessle in  einem Flur in

Zufallsfund: Ein Space-Age-Drehsessel mit grünem Leder aus den Sechzigern.

Constantin Mirbach
Danielle Grosch auf einem Stuhl balancierend

Danille auf einem Sessel von Faye Toogood.

Constantin Mirbach

Produktion: Anna Busch