In den Hamptons fand der Interior Designer Jordan Carlyle ein heruntergekommenes Landhaus – und verwandelte es in seinen persönlichen Rückzugsort.
Alle kennen das: So sehr man das trubelige Stadtleben auch genießt – irgendwann kommt der Punkt, an dem einem alles zu viel wird. Das Menschengedränge, die stickige Luft, das laute Hupen und die schrillen Sirenen. Man sehnt sich nach grünen Wiesen, Ferne und Weite. Ziemlich genau so erging es dem Interior Designer Jordan Carlyle und seinem Ehemann Mario Margelist: Das Paar lebte bereits einige Jahre in New York, als der Wunsch nach einem Rückzugsort auf dem Land immer größer wurde. Und wie viele New Yorker fanden sie auf Long Island ihren Sehnsuchtsort.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts, als die Eisenbahn das Ende von Long Island mit New York verband und für New Yorker erreichbar wurde, zieht es die Städter in die Hamptons. Dabei war die Region ursprünglich landwirtschaftlich geprägt und nichts weiter als eine Ansammlung verschlafener Fischerdörfer. Mit der Zugverbindung allerdings entdeckten die New Yorker den Reiz der Region und ließen erste Sommerresidenzen im ikonischen „Hamptons Look“entstehen: naturbelassene Holzschindeln, breite Veranden und Interieursin Yachthafen-Weiß.
Gemütliches Cottage-Flair trifft auf skandinavische Klassiker und moderne Stücke
An dieser klassischen Cottage-Ästhetik orientiert sich auch das Anwesen, in das sich Carlyle und sein Partner verliebten: vor 21 Jahren erbaut, greift es den Stil georgianischer Kolonial-Farmhäuser auf, wie sie im 18. Jahrhundert für die Region üblich waren. „Der Bauherr wollte schon damals die Vergangenheit aufleben lassen und integrierte einige Elemente von Häusern aus jener Zeit“, erklärt Carlyle und zeigt auf die historische Eingangstür und die breiten Kieferndielen am Boden – beiderlei Überbleibsel aus dem 18. Jahrhundert. Als das Ehepaar das Haus 2019 erwarb, war es entsprechend in die Jahre gekommen und bedurfte einer umfassenden Renovierung. „Dennoch war uns wichtig, die ursprüngliche Vision des Bauherrn am Leben zu halten“, so Carlyle. „Also beschlossen wir, dass sie uns als Grundlage für die Umbauarbeiten dienen sollte.“
Wie bei jedem Projekt, das Carlyle leitet, gilt es im ersten Schritt, die Vorstellungen der Hausherren zu vereinen – und somit auch bei seinem eigenen. „Ich persönlich konnte mir verschiedene Designrichtungen vorstellen, doch Mario war es wichtig, dass er nicht in einem zu alt wirkendemnHaus leben wollte.“ Es musste also ein Gleichgewicht geschaffen werden zwischen rustikalem Charme und zeitgenössischen Elementen.
Weiche Texturen und naturbelassene Oberflächen
Um das Gebäude zu modernisieren, entfernte Carlyle zunächst alle alten Fensterrahmen, Täfelungen und Sockelleisten. Die historischen Kieferndielen jedoch blieben bestehen, in einigen Räumen ließ der Interior Designer schweren Kalkstein aus grauem Bar Gris verlegen. Das bringt die Gesamtoptik wieder ins Gleichgewicht. Auch die Materialpalette wurde gründlich überarbeitet und stellt nun ein Zusammenspiel unterschiedlicher Epochen dar – mit einer Mischung aus Bouclé, Mohair und Lammfell, kombiniert mit rustikalen Materialien, darunter Lehm, Holz und Metall. „Schlussendlich sind es die Texturen, die einem Haus Persönlichkeit und Wärme verleihen“, erklärt Carlyle. Also scheute der Interior Designer keinen Aufwand. Die Waschtische aus marokkanischem Kalkstein ließ er eigens anfertigen, genauso wie die schwere Arbeitsplatte in der Küche oder die schlichte Kalksteinbar im Barraum.
Auch die Möblierung ist ein harmonischer Dialog zwischen Alt und Neu, zwischen unterschiedlichen Kulturen und Epochen. Vintage-Möbel von Oscar Niemeyer oder Fritz Hansen gesellen sich zu zeitgenössischen Entwürfen und Kunstwerken, etwa das geschwungene Sofa von Pierre Augustin Rose oder das spiegelnde Wandobjekt von Christophe Gaignon. Im Schlafzimmer sieht man ein dänisches Vintage-Sofa aus den 1940ern, das der Interior Designer mit einem brutalistischen Couchtisch kombinierte.
Wohin man auch blickt, überall stößt man auf Links zwischen dem Jetzt und dem Früher, dem Rohen und dem Eleganten. „Wir arbeiteten zwei Jahre lang intensiv an der Renovierung“, erinnert sich Carlyle. „Doch hat sich jeder einzelne Tag ausgezahlt. Das Endresultat entsprach nicht nur unserer Vision – es übertraf sie sogar.“










