Dieses Zuhause ist nie fertig: Jennifer Millers Bungalow in Los Angeles verändert sich Schritt für Schritt – und das seit zehn Jahren.
Seit über zehn Jahren lebt Jennifer Miller im selben Haus in Los Angeles – doch langweilig wurde es ihr dort nie. Gerade bei Designer:innen könnte man ja eigentlich meinen, dass sie sich an ihren vier Wänden rasch satt sehen … was ist also ihr Geheimnis? „Etwa alle acht Wochen verändere ich irgendetwas“, verrät Miller. Sei es, dass sie ein Kissen gegen ein anderes austauscht, eine Glas- durch eine Tonvase ersetzt, ein neues Kunstwerk aufhängt oder selbst ein raffiniertes Muster entwirft – es gibt immer wieder kleine Neuerungen. Gut nachvollziehbar, dass ihr Interior niemals endgültig fertig wird: Als Inhaberin und Chefdesignerin ihres gleichnamigen Studios und Gründerin des Tapeten- und Print-Shops Miller House findet sie Inspiration auf Schritt und Tritt.
„Ich habe gerade den Garten neu bepflanzt und einen Springbrunnen angelegt“, so Miller, „Und gestern Abend habe ich mir gedacht: ‚Bräuchte ich für den Esstisch nicht eine Tischdecke, vielleicht mit einer interessanten Textur?‘“
Ländlicher Touch mitten in Los Angeles
Als Jennifer Miller von Chicago nach Los Angeles zog, war sie überrascht, in der Eastside von Silver Lake (ein Stadtteil von Los Angeles) alte Bäume zu finden, die historischen Häusern Schatten spenden. „Hier herrscht eine geradezu ländliche Atmosphäre, sodass sich dieser Teil von Los Angeles fast wie eine Kleinstadt anfühlt“, erklärt die Designerin. „Ich kenne meine Nachbarschaft, und es gibt hier viele Künstler:innen, Designer:innen und andere Kreative, die sich in dieser Gegend niedergelassen haben.“ Der Bungalow im spanischen Stil, den sie dort einst für sich entdeckte, verfügt über zwei Schlafzimmer, ein Bad und originale alte Architektur-Details, die selbst jemand mit Hang zu Veränderungen nicht anrühren würde. „Der Kamin und das Panoramafenster daneben haben mich besonders begeistert“, sagt Miller. „Ich mochte diese alten Elemente und den Ausblick in die Natur.“
Ein persönlicher und authentischer Look
Und so bilden nun die Zweige eines Olivenbaums den Hintergrund von Jennifer Millers Wohnzimmer, das sich stetig weiterentwickelt und verändert. Im Mittelpunkt steht ein mit einer Husse überzogenes helles Sofa. Für eine farbige Note sorgen die bunten Kissen mit ihren unterschiedlichen Mustern. Dieser sanfte Boho-Look wird von einem gemütlichen Sessel ergänzt, den Miller aufgrund seiner rundlichen Konturen dem Midcentury-Stil zuordnet. Eindeutig zeitgenössisch wirken dagegen die grüne Geigenfeige, die neben dem Sofa auf einem hölzernen Beistelltisch thront, und die hellen Vorhänge in Knitteroptik. Und das Kunstwerk auf dem Boden, das an der Wand lehnt, als warte es noch auf seinen endgültigen Platz? „Es ist ein Dessin-Entwurf für einen Teppich, den jemand in den 1960er-Jahren in Auftrag gegeben hatte, und ich habe es in Italien gefunden“, erklärt sie. „Ich hatte keinen Platz mehr an den Wänden, und in dieser Ecke war noch eine Lücke.“
Eklektisches Interieur voller Deko-Ideen
Die Designerin wollte, dass sich ihr Zuhause wie ein Ort anfühlt, an dem man hereinkommt und einfach die Füße hochlegen kann – am besten auf einen gemütlichen gepolsterten Pouf. Das Interior setzt sich aus den unterschiedlichsten Möbelstücken und Accessoires zusammen, die in der Umgebung oder auch an weiter entfernen Orten entdeckt oder angefertigt wurden. Die Designerin ist stets offen für neue Inspirationen und schließt dabei nichts aus: „Ich stöbere ständig überall herum, wohin ich auch gehe.“ Ihr Freundeskreis scherzt bereits, dass die Bücher, die sich auf ihrem Esstisch nach und nach stapeln, zu viel Platz beim Dinner einnehmen. Ein eher skurriles Fundstück ist die weiße Kopie einer Jagdtrophäe an der Wand im Badezimmer. Doch finden sich in dem spanischen Bungalow auch eine Reihe von klassischen Designerstücken wie etwa ein Tulip Table von Saarinen, der zwischen zwei mit Schaffellen belegten Sesseln im Wohnzimmer steht. Die Esszimmerstühle schaffte sich Miller zu Beginn ihrer Karriere an – sie standen einst im Konferenzraum ihres ersten Jobs als Designerin in Chicago. In ihrem Mini-Atelier, das sie sich im Haus eingerichtet hat, hat sie im Laufe der Zeit aus beruflichen Gründen so viele Blätter und Zweige gezeichnet, dass sich mittlerweile einige davon gerahmt an den Wänden finden oder auch als Tapete im Schlafzimmer. „Ich habe einen Abschluss in Kunst und als Designerin habe ich sehr genaue Vorstellungen, wenn ich nach etwas suche. Auf diese Weise ist Miller House entstanden – weil ich immer wieder auf meine eigene Kunst zurückgegriffen habe.“
Eine Konstante in Jennifer Millers persönlichem Interieur, aber auch in den Projekten, mit denen sie beauftragt wird, ist die Verbindung zur Natur. Alle Farben in ihrem Haus finden sich auch draußen wieder, so auch der Terrakotta-Ton, mit dem sie ihrem Flur einen farbigen Anstrich verlieh – durch den Kontrast sollten die repräsentativeren Räume von den privaten abgetrennt werden. In jedem Fall ist bei Miller immer Platz für etwas Neues; solange der Bezug zur Natur aufrechterhalten wird, kann sich der Rest des Interieurs nach Belieben verändern.
„Ich habe eine Sammler-Mentalität und nutze mein persönliches Zuhause als eine Art Testgelände für meine Kund:innen“, erklärt die Designerin. „Aber auch wenn sich die Dinge ständig ändern, weiß ich, dass ich die Kontrolle habe. Und deshalb kann ich es genießen.“
Zuerst erschienen bei AD USA.








