Iris Berben in ihrer Wohnung in Berlin – ein Gespräch.
Eigentlich empfängt Iris Berben in ihrer Wohnung keine Presse. Für uns hat die Schauspielikone aber eine Ausnahme gemacht und von ihrem roten Lieblingssofa erzählt.
Ein rotes Sofa ist das Lieblingsstück von Iris Berben
AD: Frau Berben, wir möchten mit Ihnen über eins Ihrer Lieblingsmöbelstücke sprechen: Was hat es mit dem kleinen, roten Sofa auf sich?
Iris Berben: Das Sofa begleitet mich seit Jahren, es war schon mit mir auf zwei unterschiedlichen Kontinenten. Ich hatte vor ca. 25 Jahren eine Wohnung in New York. In Soho gab es damals ganze Straßenzüge mit jungen, innovativen und eigenwilligen Möbeldesignern und -Designerinnen, dort habe ich dieses Sofa gefunden. Leider fällt mir der Name des Designers nicht mehr ein. Irgendwann ist das Sofa mit mir nach München gegangen und hat dort seinen Platz gefunden.
Und von da aus ging es weiter …
… nach Berlin. In eine Wohnung, die ich selbst geplant und eingerichtet habe. Meine kleine Bibliothek war genau der richtige Platz für das Sofa, das gleichzeitig auch als Bücherregal funktioniert. Ich versinke in Büchern, in Sprache und will mir ein Leben ohne diesen Genuss nicht vorstellen. Als ich von einem Freund die große Inselbücher-Reihe zum Geburtstag geschenkt bekam, wusste ich, sie gehört zum Sofa.
Also ist das Sofa für Sie mit dem Lesen verbunden?
Ja, sehr eng. Aber man kann sich auch gut reinfläzen. Ich sitze gerne an diesem Platz, trinke meinen Espresso und schaue aus dem Fenster.
Ich habe ein schönes Zitat von Ihnen in der Vogue gelesen. Es ging um ein Kleid und Sie haben gesagt, Sie wollen das Kleid tragen …
… Aber das Kleid darf mich nicht tragen.
Im Video erzählt Iris Berben mehr über ihr rotes Sofa
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Da habe ich mich gefragt, was für Sie authentisches Wohnen ausmacht.
Alles hat eine Bedeutung. Die Bilder, die Kunst, Möbelstücke haben eine Geschichte. Natürlich springt mich auch manchmal ein Objekt an. Aber es muss immer mit mir zu tun haben; mit meinen Stimmungen und Sehnsüchten. Mein Leben hat sehr viel mit Hinschauen zu tun: Als ich mal eine Verkäuferin gespielt habe, bin ich immer wieder in ein Kaufhaus und habe die Frauen beobachtet. Wie stehen sie da? Wie bewegen sie sich? Mit solchen Facettenstücken baue ich mir meine Rollen. Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben.
Hilft das eigene Zuhause dabei, dass man sich in einer Rolle nicht selbst vergisst?
Ich vergesse mich nicht in Rollen. Sie geben mir etwas. Sie füttern mich mit Toleranz, Verständnis und Akzeptanz für Fremdes, Unbekanntes. Ich versuche in Rollen Schnittstellen zu entdecken, mich selbst und natürlich auch meine Rollen zu analysieren. Ich frage mich: Wo wäre ich mit dieser Biografie? Das macht mich viel offener für andere Lebensformen.
Lernen Sie Ihre Texte zu Hause?
Ja, dieses Sofa hat schon viele Texte mit mir erkämpft. Oft springe ich in meiner Ungeduld auf, renne durch die Räume.
Die Alltagsroutinen von Iris Berben
Haben Sie ein Ritual, wenn Sie nach einem langen Dreh nach Hause kommen?
Nein, aber kleinere Routinen; auch, wenn ich nicht drehe. Ich lese jeden Tag meine Süddeutsche Zeitung, bevorzugt auf dem roten Sofa. Mein Ritual: Ich fange mit dem Panorama an, dann gehe ich zum Feuilleton und dann zur Politik. Seit einiger Zeit ändert sich diese Reihenfolge.
Sie meinen, Ihre Lese-Reihenfolge?
Jetzt gehe ich oft die Politik zuerst an, das ist der Weltlage geschuldet. Dann kommt das Feuilleton. Und dabei fällt mir ein, dass in den Sparplänen der Politik die Kultur immer als Erstes dran glauben muss. Wie traurig und ärgerlich!
Also ist das Sofa nicht für die schönen Dinge reserviert? Man kann sich dort auch über die Politik ärgern?
Man sollte sich ärgern und einmischen! Aber mein kleines Sofa und ich, wir beide sind gut befreundet. Am schönsten ist es, wenn ich dort einschlafe, aber leider dann mit steifen Nacken wieder aufwache und denke, hätte ich mich bloß aufs große Sofa gelegt. (lacht)
Gab es einen Setdesigner oder Bühnenbildner:innen, die Sie geprägt haben?
Bühnenbildner:innen können Welten erschaffen. Wie zum Beispiel Silke Buhr, die ich sehr schätze. Oder denken Sie an die Filme von Wes Anderson! Das würde mir auch Freude machen. Ich habe meine Wohnungen immer selbst eingerichtet, hatte nie einen Architekten, so wie ich übrigens auch keine Stylisten habe. Es gibt Dinge, die ich nicht gerne aus der Hand gebe. Wenn ich einen Film mache, arbeite ich eng mit Kostümbildnern zusammen. Aber für mein privates Leben, für meinen Auftritt auf dem Red Carpet, entscheide ich unbedingt selbst.
So richtete die Schauspielerin ihre Wohnung in Berlin ein
Wir sitzen gerade in Ihrem offenen Wohn- und Esszimmer. Planen Sie bei der Einrichtung strategisch?
Ich mag Rot, wie Sie wahrscheinlich schon festgestellt haben. Rot ist für mich die Farbe des Blutes, aber es ist auch die Farbe des Lebens. Rot hat eine Signalwirkung. Ich liebe große Fenster, Licht. Der Raum darf nicht überfrachtet sein. Die zwei Spiegel sind aus New York.
(Frau Berben steht auf und geht zu zwei Spiegeln, die aus großen und tiefen Spiegelflächen bestehen.)
Schauen Sie, wenn Sie davor stehen, haben alle kleinen Spiegel einen anderen Blickwinkel. Das finde ich spannend. Ein bisschen wie das Leben. Dann habe ich einen großen Esstisch, weil ich meine Freunde gerne bekoche. Ich weiß, dass es fantastische Architekt:innen gibt, aber ich möchte unbedingt Frau meiner Sinnlichkeit, meines Geschmacks und auch meiner Fehlkäufe sein – daher alles selbstbestimmt.
Verbringen Sie immer noch so viel Zeit in Portugal?
Ja, meine Mutter ist Anfang der 60er Jahre in das Land gezogen und ich verbrachte den Großteil meiner Ferien als Jugendliche dort. Jetzt lebe ich in meiner freien Zeit, von der ich hoffentlich in Zukunft endlich mehr haben werde, in Portugal. Obwohl, es liegt ja an mir: Ich sollte nicht so tun, als wären es andere, die über mein Leben entscheiden!

