Bernard Dubois: Der Architekt sanierte eine Erdgeschosswohnung des Luxus-Gebäudekomplexes und kombinierte eigene Entwürfe mit Design-Klassikern und bewahrte den eleganten Charme der 1930er-Jahre.
Josephine Baker hat in einer dieser Wohnungen oft getanzt, das sagt zumindest die Legende. Auch die Modemacher Pierre Balmain und Pierre Guerlain lebten hier, ebenso wie Catherine Deneuve, etliche Kunsthändler sowie prominente Politikerinnen und Politiker. Ein Condominium für Wohlhabende, die nicht nur die nötigen Mittel mitbringen mussten, sondern auch eine andere Eigenschaft: die Faszination für den amerikanischen Lebensstil. Für sie gab es in der Tiefgarage eine Autowaschanlage – und einen Wachdienst rund um die Uhr. 1931 entwarf der Architekt Jean Walter die drei Immeubles Walter im 16. Arrondissement, die seitdem nach ihm benannt sind, mit Innenhöfen und grünen Gärten, eine Zitadelle des Luxus. Auch ihr Art-déco-Stil hat nur wenig Französisches: linear und geometrisch, erinnert er eher an die frühen Wolkenkratzer von Chicago und New York.
Der amerikanische Lebensstil als Quelle der Inspiration
Dies war noch gut 90 Jahre später eine starke Inspiration, als sich Bernard Dubois daranmachte, die Wohnung eines jungen, lebenslustigen Eigentümers von Grund auf zu sanieren. Etwa 150 Quadratmeter groß und im Erdgeschoss gelegen, hat sie nun einen völlig neuen Grundriss. „Wir haben nur die tragenden Pfeiler und die großen Fenster so gelassen, wie sie waren, sie werfen ein schönes theatralisches Licht ins Innere“, erklärt der Architekt aus Paris. „Der Rest wurde von uns komplett neu organisiert, um die mit vier Metern beträchtlich hohen Räume optimal zu nutzen.“
Warme Farben treffen kühlen Stahl
Die beruhigende Monochromie von Beige in allen Schattierungen gibt farblich die Temperatur des Appartements vor, hüllt es in eine angenehm gemäßigte Wärme. Sie mildert die scharfen Linien der maskulinen geometrischen Möbel in Schwarz oder aus verspiegeltem Stahl – viele davon hat Dubois selbst entworfen. „Kontraste und die daraus resultierenden neuen Harmonien sind etwas, das mich schon immer interessiert hat“, sagt er. „Ich habe hier versucht, die 30er-Jahre, in denen das Gebäude errichtet wurde, mit den 80ern zu verbinden. Das ist eine Zeit, die ich sehr mag, aber nicht die Pop- oder Memphis-Jahre, sondern die von Mario Botta und Mario Bellini.“ An ihnen schätzt Dubois das Design der klaren Formen, das hervorragend zu dieser Wohnung passt. Im Wohnzimmer mit der offenen Küche steht ein Esstisch von Bellini, der Kamin stammt aus dem Jahr 1931 – und beide wirken, sagt Dubois, „als seien sie schon immer hier gewesen“.
Das Farbschema, das bei den Schränken am Eingang mit ihren prägnanten Baguette-Rillen beginnt, setzt sich im Schlafzimmer und den angrenzenden Räumen fort. Dort haben die Beigetöne die Funktion, die Einheitlichkeit der Wahrnehmung zu verstärken, gerade weil die Zimmer absichtlich schmaler sind als im vorderen Teil: Wände, Möbel, Teppiche tragen alle denselben Farbton, sogar der Travertin im Bad ist darauf abgestimmt. Um Schlafzimmer und Bad miteinander zu verbinden, setzte Bernard Dubois ein großes rundes Fenster ein – auf der einen Seite ist es durchsichtig, auf der anderen ein Spiegel. Und Dubois hängte noch einen Vorhang davor, den man herunterlassen kann, wenn einem der Sinn nach Privatheit steht. Der Effekt dieses Bullauges ist dramatisch. So dringt das Licht, das durch die Fenster im Schlafzimmer fällt, bis ins Bad. Es vermittelt einem die Ahnung von Erhabenheit. Und ist zu hundert Prozent französisch.




