Berlin Art Week 2025: Mit diesem Programm startet die Hauptstadt in den Kunstherbst

Bebende Amphoren und ein flammender Sonnenuntergang: Vom 10. bis 14. September findet die Berlin Art Week statt. Lesen Sie hier, was Galerien, Museen und Off-Spaces in diesem Jahr zu bieten haben und welche Neuerungen 2025 auf dem Programm stehen
Berlin Art Week 2025 Bocci „The Foundry“
Die raumfüllende Textilarbeit stammt von Beatriz Morales.Clemens Poloczek for The Foundry

Berlin Art Week 2025: Diese Ausstellungen und Events sollten Sie nicht verpassen.

Wer die Augen nur weit genug aufmacht, kann Kunst bekanntlich überall finden; vor allem in einer Stadt wie Berlin. Das Programm der Art Week macht es Kunstinteressierten aber besonders leicht. Nationale und internationale Positionen werden auf dem Silbertablett gereicht und in einem sehenswerten Kanon aus Museen, privaten Sammlungen und jungen wie etablierten Galerien präsentiert. Selbst der U7-Bahnsteig Hermannplatz wird dieser Tage zur Ausstellungsfläche. Neu ist die Sektion „Featured“, eine Plattform für Sonderformate, Initiativen und Projekte aus der freien Szene, die laut Sektionskomitee Diversität fördern soll. Alternative Projekte gezielt zu unterstützen, ist auch eine Antwort auf die Herausforderungen und Kürzungen im Kulturetat des Berliner Senats. Aus fast 200 Einreichungen bekommen in diesem Jahr erstmals 25 Sonderprojekte gezielte Sichtbarkeit im Rahmen der Art Week.

Berlin Art Week 2025: Diese Highlights gibt es zu sehen

Palais Populaire: Reise zum inneren Selbst

Die zwischen Singapur und Berlin lebende Multimediakünstlerin Charmaine Poh bewegt sich eindrucksvoll zwischen Film, Installation, Fotografie, Text und Performance. Für die Solo-Show „Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take“ schuf sie eine Drei-Kanal-Videoinstallation mit dem Titel „The Moon is Wet“, die um drei weibliche Figuren kreist, auch die übrigen Arbeiten befassen sich mit Weiblichkeit, Queerness, Machtstrukturen und Widerstand. Charmaine Poh wurde 2025 als Deutsche Bank „Artist of the Year“ ausgezeichnet.

„Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take“, Charmaine Poh – Palais Populaire
Unter den Linden 5, 10117 Berlin
Ausstellung: 11. September 2025 bis 23. Februar 2026; Artist Talk: Samstag, 13. September, 14.30 Uhr

Detailaufnahme aus der neuen Videoarbeit von Charmaine Poh

Für die Ausstellung „Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take“ schuf die Künstlerin Charmaine Poh eine Drei-Kanal-Videoinstallation.

© Charmaine Poh
Hamburger Bahnhof: Die Farben des Sonnenuntergangs

Was erscheint vor Ihrem Auge, wenn Sie an den perfekten Sonnenuntergang denken? Bei Hani Hape ist es Venedig, genauer: „Harry’s Bar“ und ein Bellini. Zwischen kräftigen Rot- und Orangetönen entpuppt sich die Reminiszenz an eine goldene Zeit des Jetsets, Exzesses und der unerfüllten Sehnsucht. Im Hinterhof des Hamburger Bahnhofs (in diesem Jahr auch der Berlin Art Week Garten und Festival-Treffpunkt) zeigt die Berliner Künstlerin zum ersten Mal überhaupt „B’INI“ – ein Karussell, eine sich drehende Bühne, die in die Farben eines ausgedehnten Sonnenuntergangs getaucht ist. Ach ja: Anthropomorphe Kellner in handgefertigten Lederschürzen bedienen jeden, der hereinkommt.

„B’INI“, Hani Hape – Hamburger Bahnhof / Berlin Art Week Garten
Invalidenstraße 50, 10557 Berlin
Performance: Sonntag, 13. September 2025 um 20 Uhr

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Bocci / Wilhelm Hallen: Kunst als Gemeinschaftswerk

Bocci rückt bekanntlich nicht nur Wohnräume ins beste Licht, sondern auch das Kunsthandwerk. Zum vierten Mal bespielt der von Omer Arbel gegründete Leuchtenhersteller den eigens gestalteten Ausstellungsort „The Foundry“ in den Wilhelm Hallen, einer einstigen Eisengießerei. Zur Art Week kommen in den Ausstellungshallen auch Glas, Textil, Holz und Keramik zusammen. Die von Anna Carnick kuratierte Gruppenschau „Crafting Community“ zeigt wieder mal, dass sich Kunst und Design bestens vertragen. Arbeiten von Jerome Byron, Beatriz Morales, Victoria Yakusha und weiteren internationalen Kunstschaffenden sind Teil der transdisziplinären Ausstellung.

„Crafting Community“ – The Foundry
Wilhelm Hallen, Kopenhagener Str. 60–68, 13407 Berlin
Ausstellung: 6. bis 14. September 2025

Berlin Art Week 2025 Bocci „The Foundry“

Arts and Crafts: Wo sich heute Boccis „Foundry“ befindet, wurde einst mit glühend heißem Eisen hantiert. Arbeiten von Malles Shaping Stories, Beatriz Morales, Rive Roshan und Fango.

Clemens Poloczek for The Foundry
Dittrich & Schlechtriem: Triebwerk

Daniel Hölzls Arbeiten erzählen von einem Schwebezustand. Manchmal entsteht gar der Eindruck, man könnte sie einfach davonpusten. Die zweite Soloausstellung des österreichischen Künstlers in der Galerie Dittrich & Schlechtriem in Mitte widmet sich einem Sujet, das ebenfalls mit dem Traum vom Fliegen zu tun hat: dem Propeller. Mit einem Blick auf Form und Mechanik wirbelt er Themen wie Luftfahrt, Energie und Umweltbewusstsein durch die Luft.

„Propel“, Daniel Hölzl – Dittrich & Schlechtriem
Linienstraße 23, 10178 Berlin
Ausstellung: 12. September bis 25. Oktober 2025

Berlin Art Week 2025 Daniel Hölzl „Propel“

Bereit zum Abheben: „Propel“ ist Daniel Hölzls zweite Solo-Ausstellung in der Galerie Dittrich & Schlechtriem.

Courtesy Dittrich & Schlechtriem
Anahita Sadighi: Wankendes Patriarchat

Anahita Sadighi erinnert gerne daran, dass Kunst immer auch politisch ist. Nicht aber mit erhobenem Zeigefinger, sondern indem sie Dialog und Gemeinschaft fördert. Zur Art Week bringt die Charlottenburger Galeristin persische Amphoren aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zum Beben. „Soft Power“ zielt darauf ab, über feministische Erinnerungskulturen nachzudenken und sanft politische Standpunkte zum Ausdruck zu bringen. Die Klanginstallation findet im Haus der Visionäre am Flutgraben statt – einem Ort, der Kunst und Clubkultur vereint.

„Soft Power“ – Anahita Sadighi
Haus der Visionäre, Eichenstraße 4A, 12435 Berlin
Ausstellung: 10. bis 14. September 2025

Anahita Sadighis Ausstellung „Soft Power“ im Rahmen der Berlin Art Week 2025

Symbole der Weiblichkeit: Die Amphoren, die Anahita Sadighi mit einer immersiven Klanginstallation in Bewegung setzt, stammen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.

Annika Yanura
Gisela Getty: Lebenslinien

Gisela Getty und Jutta Winkelmann einte ein bewegtes Leben. Die Zwillingsschwestern waren Teil der 68er-Bewegung und der „Kommune 1“, drehten Filme und verkehrten mit Künstlern wie Dennis Hopper, Andy Warhol oder Leonard Cohen. Zwischen Jetset und Kunstszene verloren die beiden nie ihre tiefe Verbindung; bis Winkelmann im Jahr 2017 starb. Die Ausstellung „Ashes to Rishikesh“ umfasst Fotografien, die vom Leben ebenso wie vom Tod handeln. Getty nimmt die Besuchenden mit in vergangene Zeiten und das letzte Jahr mit ihrer Schwester. Ein mutiger Blick auf die menschliche Endlichkeit.

„Gisela Getty: Ashes to Rishikesh“, kuratiert von Joachim Bosse
Ryan Mendoza Studio, Streustraße 89, 13086 Berlin
Ausstellung: 11. bis 14. September 2025; Eröffnung: 11. September 2025, 16 bis 20 Uhr + Artist Talk

Berlin Art Week 2025 Gisela Getty 'Ashes to Rishikesh

Die eineiigen Zwillingsschwestern Gisela Getty und Jutta Winkelmann.

Gisela Getty

Weitere Veranstaltungen während der Berlin Art Week 2025:

  • Messe: Im ehemaligen Flughafen Tempelhof findet während der Art Week die Positions Art Fair statt.
  • Open-Air-Kino: Im Berlin Art Week Garten am Hamburger Bahnhof werden ausgewählte Filme und Videoarbeiten von Künstler:innen gezeigt.
  • Party: Die Eventreihe „The Loft“ findet zur Art Week im Rahmen der Ausstellung „Soft Power“ statt.
  • Debatte: „Should art be competitive?“ ist die Frage, die beim Crit Club in der St. Elisabeth Kirche gestellt wird.
  • Lange Nacht: Am Freitagabend, 12. September, lockt von 18 bis 22 Uhr die „Featured Night“ mit verlängerten Öffnungszeiten, Events und Sonderprogrammen in ganz Berlin.
  • Touren: Raus aus dem eigenen Kiez! Die Berlin Art Week bietet Touren durch die einzelnen Stadtviertel und deren Kunst-Hotspots an.