Badaccessoires im Wandel: AD im Gespräch mit Henry Walther.
Kreativität lässt sich nicht an den Schreibtisch fesseln – das weiß Henry Walther nur zu gut. Der Geschäftsführer von Decor Walther, Hersteller hochwertiger Badaccessoires, sitzt beim Interview nicht im Büro, sondern in einem Strandkorb auf einer Nordseeinsel. Obwohl im Urlaub, nimmt er sich Zeit für ein Gespräch über Design, Familienunternehmen und die Kraft kleiner Details.
Wie sich Badaccessoires wandeln und warum – ein Gespräch mit Henry Walther
AD: Wie beginnt Ihr Tag – mit einem aufgeräumten Badezimmer oder mit kreativem Chaos?
Henry Walther: Eher mit Chaos, aber das hat bei drei Kindern weniger mit Kreativität zu tun. Im Bad suche ich bewusst die Ruhe und das Aufgeräumte. Ich bin definitiv länger dort als in der Küche, denn ich frühstücke nicht so gern. Den ersten Kaffee trinke ich im Büro. Aber das Bad hat bei mir einen festen Platz im Tagesablauf.
In Mailand haben Sie mit Ihrer Präsentation „Reflecting“ bewusst neue Akzente gesetzt. Was war der Gedanke dahinter?
Mailand bietet Raum für Übertreibung. Wir wollten auf kleinem Raum große Wirkung erzeugen. Die Location – einen alten Kurzwarenladen – haben wir ganz bewusst nicht verändert, sondern auf unsere Marke wirken lassen. Der Begriff „Reflecting“ spiegelt dabei drei Ebenen: die Reflexion über unsere Inszenierung, das physische Spiegeln unserer Produkte – und das Reflektieren von Individualität durch Accessoires.
Der Fotograf Marc Krause hat Ihre Produkte dazu mit einer Polaroid-Kamera in Szene gesetzt. Was hat Sie an seiner Arbeit überzeugt?
Wir kannten uns bereits durch frühere Projekte. Seine analoge Fotografie, seine Perspektive und Authentizität – all das hat uns gefallen. Wir haben ihm viel gestalterische Freiheit gegeben, aber natürlich gemeinsam ein Konzept entwickelt. Am Ende waren wir sehr positiv überrascht.
Auch mit Sebastian Herkner, gewissermaßen Deutschlands Vorzeige-Designer, arbeiten Sie
zusammen. Sind Kooperationen mit externen Kreativen ein neuer Weg für Decor Walther?
Wir sind da nicht dogmatisch. Die Zusammenarbeit mit Sebastian hat sich organisch ergeben – immerhin arbeiten wir fast Tür an Tür in Offenbach. Daraus entstand die Kollektion „OF.LINE“. Die Resonanz war super, und wir überlegen, wie wir das weiterentwickeln – mit neuen Materialien oder Produkten.
Man könnte sagen, Sie machen Alltagsgegenstände. Was antworten Sie Menschen, die fragen: Was lässt sich an einem Zahnputzbecher noch gestalten?
Die Funktion ist oft gesetzt, aber Form und Material bieten riesige Spielräume. Gerade weil viele darin nichts Neues sehen, entsteht für uns Raum. Und da sind wir lange nicht am Ende. Ich bin froh, dass nicht jeder dieses Potenzial erkennt – das ist unsere Stärke.
Decor Walther ist ein Familienunternehmen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Ihrer Mutter?
Wir haben unterschiedliche Schwerpunkte und gehen Herausforderungen verschieden an – ich bin sicher risikofreudiger. Aber das Ziel ist immer gleich: die Firma weiterzuentwickeln. Dieser Mix aus Erfahrung und neuen Ideen, aus konservativ und progressiv, macht unsere Entscheidungen spannend.
Gibt es etwas, das Sie besonders von Ihrer Mutter gelernt haben?
Sehr viel. Vor allem ein feines Gespür für Gestaltung und die Fähigkeit, Produkte aus ganz unterschiedlichen Kontexten auf das Bad zu übertragen. Dieses offene Denken und die kreative Herangehensweise habe ich von ihr übernommen.
Ihre Produkte sind in vielen internationalen Luxushotels vertreten. Blicken Sie bei Reisen direkt ins Bad?
Nicht gleich als Erstes – aber fast. Es ist ein schönes Gefühl, unsere Produkte in der Welt zu sehen. Und es inspiriert uns, zu beobachten, was andere machen – oder was fehlt.
Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, das Headquarter eines Konzerns mit dem i vor jedem Produkt. Eine Marke, die wie kaum eine andere für Innovation und Design steht, kommt auf uns zu – das war ein besonderer Moment.
Ihr Ladengeschäft in Frankfurt gibt es noch immer. Warum halten Sie daran fest?
Es ist der Ursprung unserer Marke. Hier haben wir gelernt, wie wichtig der direkte Austausch mit Kundinnen und Kunden ist – viele Innovationen kamen genau von dort. Diese Nähe ist uns sehr wichtig.
Ein besonderes Detail aus dem Laden wurde sogar zum Markenlogo.
Ja, der Türgriff war ein Messing-Löwenkopf. Daraus wurde schnell ein Markenzeichen. Und auch inhaltlich passt der Löwe: Stärke, Mut, Eleganz – das sind Werte, die wir verkörpern wollen.


