Familienhaus in Sydney: Warme Töne und schillernde Oberflächen geben diesem georgianischen Familienhaus einen modernen Look.
Würdevoll, nicht einfach nur hübsch, sollte es werden, das georgianische Stadthaus in Sydney, das eine australische Familie vor wenigen Jahren erwarb. Ein ziemlich anspruchsvoller Brief, könnte man meinen, für das australische Interiordesign-Duo Arent & Pyke allerdings ein Heimspiel. Alten Gebäude zu neuem Glanz verhelfen, ohne dabei ihren historischen Charme zu verlieren, zählt zu einer der Expertisen von Juliette Arent und Sarah-Jane Pyke, Inhaberinnen von Arent & Pyke. Ganz oben im Werkzeugkasten des Duos: Gewagte Farben, raffinierte Materialien und ausgeklügelte Formen, am liebsten im engen Zusammenspiel miteinander.
Ausgangspunkt des Umbaus war eine umfangreiche Restaurierung des Altbestands
So verstanden Arent und Pyke auch bei diesem Vorhaben auf Anhieb, worum es den Hausbesitzer:innen für ihr Familienhaus in Sydney ging. „Der Umbau drehte sich nicht darum, das Bestehende zu entfernen, sondern darum, es zu verbessern.“ Gebaut im späten 19. Jahrhundert brachte das georgianische Reihenhaus kaum Verzierungen und Stuck mit sich, dafür aber reich verschnörkelte Balkongeländer, Sprossenfenster und honiggelbe Sandsteinwände. Doch war der Zustand beim Kauf eher wünschenswert, um es gelinde auszudrücken. „Viele Dielenbretter und Wände waren bereits von Termiten befallen, auch einige der originalen Decken waren verrottet und konnten nicht mehr gerettet werden“, erinnern sich Arent und Pyke. So stand zunächst eine umfangreiche Restaurierung im Mittelpunkt des Projektes. Originale Bohlen wurden in einem satten Schokoladenbraun gebeizt, wo Böden ersetzt werden mussten, entschieden sich die Designer:innen für helle Blackbutt-Dielen.
Smarte Spiegel-Tricks verleihen den Räumen mehr Dimension
Nebst der Aufarbeitung zählte auch eine Umstrukturierung des Grundrisses zu den strukturellen Maßnahmen. Das Hauptschlafzimmer wurde nach ganz oben verlegt, im ehemaligen Esszimmer befindet sich nun das Bad, sogar ein langgezogener, nach Nordwesten-verglaster Anbau wurde errichtet, der heute die Küche umfasst. „Die Küche wirkt durch den unmittelbaren Zugang auf die Terrasse und die neu verlegten Pflastersteine, die auch den Außenbereich bedecken, um einiges großzügiger“, erklären Arent und Pyke. Dieser Effekt wird zusätzlich durch eine verspiegelte Küchenrückwand verstärkt. „Im Zusammenspiel erhält der Raum so eine unendliche Tiefe.“
Jenen raffinierten Spiegel-Trick wendeten Arent und Pyke auch im Badezimmer an, allerdings nicht, um den Raum größer erscheinen zu lassen, sondern um einen alten, stillgelegten Kamin zu verbergen. Dafür ließen sich einen Spiegel aus drei Flügel maßanfertigen, dessen Rosé- und Goldtöne den Raum in ein warmes Licht tauchen.
„Eine wichtige Anforderung des Denkmalschutzes bestand darin, dass keinerlei Sanitäranlagen oder Tischlerarbeiten direkt an der Wand angebracht werden durften“, erinnern sich die Designerinnen. Eine Einschränkung, die eine Menge Kreativität und Einfallsreichtum forderte. „Um die Klimaanlage im Wohnzimmer zu verstecken, entwarfen wir eine Kommode und verkleideten sie mit heller Eiche. Die Leitungen aus den oberen Stockwerken kaschierten wir hinter raumhohen Spiegelkästen, die nun beide Seiten des Kamins flankieren. Das lenkt nicht nur das Licht ins Innere, auch verleihen sie dem Raum Tiefe und spiegeln die warmen Farben der Sandsteinwände wider.“ Angelehnt an den Ton der rauen Steinwände sind zudem Teile des Mobiliars: Die Etcetera-Sessel wurden in ein kurkumafarbenes Samtkleid getaucht, ein Farbton, der sich ebenso im darunterlegenden Teppich wiederfindet, dazu kontrastiert ein übergroßes Minotti-Sofa mit moosgrünem Bezug.
Je höher die Stockwerke, desto reduzierter das Mobiliar
Je höher die Etagen, desto minimalistischer und heller wurde die Einrichtung, die in einem reduzierten, in Pastelltönen gehaltenen Schlafzimmer unter dem Dach gipfelt. Große, weiße Papierleuchten verbreiten ein Gefühl von Leichtigkeit, überall verstärken klug platzierte Spiegel die Dimensionen des Raums und fangen das natürliche Licht von Draußen ein. „Wir wollten das Beste aus den einzelnen Räumen holen, ohne dabei die Seele des Hauses zu verlieren“, bringen Arent und Pyke ihren Eingriff auf den Punkt. Ob sie die Erwartungen der Hausbesitzer:innen erfüllt haben? „Sogar übertroffen“, wie sie verraten.









