Designer und Künstler Alan Louis setzt in seinem Apartment in Lissabon auf Minimalismus und historische Elemente.
Als der Zeichner, Keramikkünstler und Designer Alan Louis mit seinem Freund aus Paris nach Lissabon zog, weil er sich nach mehr Ruhe und weniger Hektik sehnte, entdeckte er dieses Apartment in Lissabon von 1930. Bereits bei seiner allerersten Besichtigung spürte er die Geschichte des Hauses und verliebte sich auf der Stelle in die Wohnung. Die Vorbesitzer verkauften sie ihm in einem Zustand, als hätten sie sie erst am Vorabend verlassen: Auf den Betten lagen noch die Decken, und überall fanden sich imposante Möbel und dicke Vorhänge. Der Designer traf sich mit mehreren Architekten, aber keines der Gespräche führte zu einem Ergebnis. „Ich wusste genau, was ich wollte, und vermutlich hat es deshalb nicht funktioniert. Obwohl ich nicht dachte, dass ich das Zeug dafür hätte, habe ich dies als ein Zeichen genommen und die Umgestaltung dann selbst durchgeführt.“ Für einige baulichen Maßnahmen, die seine Fähigkeiten überstiegen, zog Alan Louis Fachleute hinzu, doch er hielt an seinem Vorhaben fest, seine eigene Vision von Ruhe und Gelassenheit umzusetzen. Sein Ansatz: eine minimalistische Gestaltung in Kombination mit Objekten früherer Zeiten. „Als Künstler liebe ich Antiquitäten und Gegenstände, die eine Geschichte haben, und ich wollte sie in eine moderne, selbst entworfene Raumgestaltung einbinden.“
Es werde Luft!
Das Apartment hat einen länglichen Grundriss und verfügte über viele kleine Zimmer, Türen und Zwischenwände. Also riss er alles ein, öffnete die Räume und gab ihnen Luft zum Atmen. Der Designer schlüpfte in die Rolle des Architekten und setzte große Glasscheiben ein, nahm sämtliche Türen heraus bis auf die zu den Privaträumen und öffnete Atelier, Küche und Arbeitszimmer zueinander. So kann das Licht ungehindert in alle Räume fallen, und man ist mit einem Blick quasi in allen Räumen gleichzeitig. Das neue Raumkonzept ist in einem makellosen, sehr zeitgemäßen Weiß gehalten, mit neutralen Tönen und wärmeren Farben, die den Lichteinfall begünstigen. „Ich liebe den modernen Stil, aber ich mag auch alte, historische Gegenstände. Ich habe mit diesem coolen, modernen Ambiente meine eigene Geschichte geschaffen. Einige Wände sind mit Absicht nicht fertiggestellt – Wände, die roh aussehen, als wären sie beschädigt worden oder als hätten sie im Laufe der Zeit Narben davongetragen.“ Solche Narben liebt Alan Louis als Teil seiner künstlerischen Arbeit, wenn er mit Gips alte Bilderrahmen restauriert und sie, falls sie zu stark beschädigt sind, mehr oder weniger so belässt.
Ein raffiniertes Spiel der Geometrie
Dort, wo Arbeitszimmer, Küche, Wohn- und Esszimmer aufeinanderstoßen, konnten die tragenden Wände nicht abgerissen werden. Um den Wänden mehr Charakter zu geben, entwarf der Designer bogenförmige Öffnungen. „In jedem kreativen Geist gibt es einen unterbewussten Teil, der Verbindungen zwischen der Malerei und der Architektur herstellt. Ricardo Bofill und seine großartige Fábrica haben mich auf den Geschmack von Bögen gebracht.“ Zusammen mit geraden Öffnungen und rechteckigen Glasfenstern formen sie ein Spiel der Geometrien, das den Kreationen des Designers entspricht, der die Kombination aus zeitgenössischen, klaren Linien und den von maurischen Palästen übernommenen Rundbögen liebt. Im Esszimmer schmücken Zierleisten die weiße Wand, die sich bis ins Wohnzimmer erstreckt. „Ich habe die alten Fußleisten und die Täfelungen im Pariser Haussmann-Stil beibehalten und sogar Sockel und Eckstücke hinzugefügt, um die Rundungen der Wände zu betonen.“ Die Stahlrahmen der Glasfenster entsprechen dem Gestell des von Louis entworfenen Esszimmertischs, und diese Übereinstimmungen bei Materialien und Oberflächen verleihen der Wohnung ihre Harmonie.
Alan Louis reist in seiner Wohnung von einem Ort zum anderen
Der Keramikkünstler und Designer liebt es, einen alten Stil zu bewahren, aber er bringt auch seine eigene Geschichte mit ein und verknüpft sie mit den Geschichten anderer, indem er Gegenstände aus der Vergangenheit, Antiquitäten und Designermöbelstücke mit eigenen Entwürfen kombiniert. So treffen im Wohnzimmer zwei beigefarbene Samtstühle von Sergio Prieto auf eine skandinavische Vintage-Kommode, auf der vier zeitgenössische Keramikobjekte von Alan Louis stehen. Ansonsten verweisen helle Holzböden, Marmor und lokale Steine in neutralen Tönen auf die Landschaften, die den Designer inspiriert haben. Ein kleiner Wintergarten, bestückt mit einer stattlichen Kakteensammlung, fügt sich in dieses schöne Ensemble ein und bietet sanfte Farbvariationen. „Genau das liebe ich so an dieser Wohnung: von einem Raum zum anderen zu gehen, nach Paris mit seinen Stuckverzierungen zu reisen, dann ins 19. Jahrhundert mit den Bilderrahmen und den alten Kerzenleuchtern aus vergoldetem Holz und schließlich in den Majorelle-Garten mit seinen Kakteen ... All das bedeutet mir etwas und verleiht dieser Wohnung das gewisse Etwas.“
Dieser Artikel erschien zuerst bei AD France, übersetzt von Antje Korsmeier.













